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Bei aller Technik: Der Mensch bleibt im Fokus

 

Am 11. September 2019 fand die 1. Smart City Conference im Rahmen der Digitalen Woche Kiel statt. National und international besetzt, in englischer Sprache und mit Live-Stream ins Internet. NILS MEYER, Senior Berater bei der cima, besuchte die Konferenz und erläutert seine Beobachtungen.

 

Deutschland läuft hinterher

Das wurde anhand der Beispiele – vorwiegend aus dem asiatischen und amerikanischen Raum – deutlich. Hierzulande werden einzelne Testprojekte medial als Quantensprung vermarktet, während dort die komplette Elektrifizierung des ÖPNV in Form von hunderten Bussen und Taxen in kürzester Zeit umgesetzt werden. Auch von Aufholen kann keine Rede sein, da sich das Rad der Innovation, wie von einem Elektromotor angetrieben, immer schneller dreht. So waren vor drei Jahren autonome Fahrräder noch ein Aprilscherz für Google (Link zu Youtube). Aktuell befinden sich diese Gefährte vielerorts bereits testweise im öffentlichen Straßenraum – sogar in Deutschland (Link).

Smarte Kommunen

Wie soll kommunales Personal da mithalten? Wie können noch nicht vorhandene Technologien derzeit in der Stadtplanung berücksichtigt werden? Die Teilnehmenden wiesen mehrfach auf die Notwendigkeit von Standards für smarte Kommunen hin. Standards, die dazu dienen die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen durch Gewährleistung von Datenkompatibilität und Datenhoheit für die Kommunen zu verringern. Vor allem damit wir weg kommen von Leuchtturmprojekten hin zu einer Übertragbarkeit in die breite Masse der Kommunen. Denn die Kommunen wissen mehrheitlich nicht, wo sie anfangen sollen. Zu oft fehlt auch das Know-how. Anwendungsfälle sind vielfältig und in jeder Kommune gibt es unterschiedliche Prioritäten. Eine Blaupause gibt es somit (noch) nicht, aber die Orientierung an Standards kann Struktur geben und Berührungsängste verringern. Auch die Anforderungen an Gutachter und Berater werden sich wandeln. Die vielfältigen Primärdaten werden zukünftig gemäß noch zu entwickelnder Standards erhoben und ermöglichen eine nahtlose Integration in standardisierte Systeme.

Wo der Weg hingehen kann, zeigt das Ausland. Digitale Abbilder der Stadt oder Gemeinde ermöglichen mit Echtzeitdaten direkt auf aktuelle Ereignisse in der Kommune zu reagieren. Sei es ein Verkehrsunfall, der eine andere Routenführung des ÖPNV erfordert, die Optimierung der Stadtreinigung oder auch der Umgang mit Umwelteinflüssen.

Primärdaten

Die generierten Daten sollen nicht nur der Verwaltung dienen, sondern Allen zur Verfügung stehen. Es wird sowohl dazu aufgerufen, Daten mit anderen Kommunen zu teilen, als auch die Beteiligung und den Austausch mit der Bürgerschaft zu intensivieren. Denn eines bleibt auch in der aktuellen Debatte gleich: Am Ende geht es um die Menschen. Und die erreicht man größtenteils mit Lösungen, die Zeit einsparen oder das Leben angenehmer machen.

Hierzu passt dann auch eine smart city Definition, die Michael Mulquin (IEC Smart Cities Systems Committee) auf der Konferenz mit uns teilte.

Smart city: city where improvements in quality of life, services, sustainability and resilience are accelerated by the widespread and transformative use of data and technology.

Es ist immer gut, wenn eine Veranstaltung zum Denken anregt. In dieser Hinsicht haben die Veranstaltenden alles richtig gemacht.

 

PS: Fehlt Ihnen etwas? Dieser Artikel kommt ohne das Buzzword „Digitalisierung“ aus.

 

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Autor*in

Nils Meyer

cima // Senior Berater

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