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Jugend gestaltet Zukunft – Jugend gestaltet Stadt

Auf ein Wort: cima.direkt lädt die Generation Z zum Gespräch. Die Bandbreite an Themen ist groß. Zwischen Gegenwart und Zukunft, über die Gesellschaft und das persönliche Engagement.

 

Name: Emelie Pint   

Geburtsjahr: 2003   

Lebt in: Schleid (Eifelkreis Bitburg-Prüm)  

Findet wichtig: Besonders die Werte Unabhängigkeit, Freiheit, Respekt, Individualität, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Liebe.   

Ihre nächste Herausforderung wird sein: Den Übergang ins Studium weg von zu Hause bewältigen.  

 

„Wir blicken positiv, aber nicht naiv in die Zukunft.“  

Emelie und Ina (beide 19 Jahre) haben in Frühjahr 2022 ihr Abitur am Bitburger St.-Willibrord-Gymnasium mit Auszeichnung bestanden. Das Eifelstädtchen ist für beide Heimat und Platz für ehrenamtliches Engagement zugleich. Fragt man die beiden, in welcher Form sie sich engagieren und vor Ort aktiv sind, reißt die Liste fast nicht ab: Schülersprecherinnen, Mitinitiatorinnen einer schulischen Fairtrade-AG, aktiv in diversen Sportvereinen, Mitglied in einem Volkstanzverein und im Kammerorchester, Helferin bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V., Ausbilderin für Schwimmkurse über das Deutsche Rote Kreuz, aktiv im Haus der Jugend der Stadt Bitburg und in dem gemeinsam von der Volksbank Eifel eGV und regionalen Schulen getragenen Exzellenzkurs. Und dies bereits über mehrere Jahre hinweg. Also keine Angehörigen der Generation Z, die sich ausschließlich digital bewegen? Ina liefert darauf die treffende Antwort: „Natürlich sind wir „on“. Das Handy ist für mich nicht nur die Verbindung zur Familie und zu Freuden, es ist auch ein unentbehrliches Arbeits- und Organisationsinstrument für die Vereinsarbeit.“   

 

Name: Ina Mayers  

Geburtsjahr: 2003  

Wohnort: Bitburg   

Findet wichtig: Respekt und Ehrlichkeit. Schätzt die Zusammenarbeit mit anderen Menschen sehr, insbesondere mit Kindern.  

Ihre nächste Herausforderung wird sein: Das eigene Französisch für das Studium im Ausland verbessern.  

 

Und wie sehen die beiden die Zukunft? Emelie bringt es auf den Punkt: „Wir blicken positiv, aber nicht naiv in die Zukunft.“ Wenngleich Corona und der Ukrainekrieg ihre Spuren hinterlassen haben. Beide gehen konkreten beruflichen Plänen nach: Emelie wird zum Wintersemester in Mannheim ihr BWL-Studium aufnehmen; Ina beabsichtigt Europäisches Baumanagement länderübergreifend in Frankreich, Luxemburg und Deutschland zu studieren.  

Der berufliche Weg ist also vorgezeichnet, das gesellschaftliche Engagement in der neuen Heimat ebenso: Auch, wenn das Studierendenzimmer noch nicht bezogen ist, Emelie hat vorsorglich schon mal die Vereine und Initiativen in Mannheim gecheckt. Kaum zu erwarten, dass sie und Ina nur in Hörsälen oder hinter den Bildschirmen anzutreffen sein werden.  

 

Name: Julius Jasperbrinkmann   

Geburtsjahr: 2005    

Lebt in: Kassel   

Findet wichtig: Die soziale und gesellschaftliche Gleichstellung aller und eine daraus resultierende Chancengleichheit – niemand darf aufgrund von Hautfarbe, Religion, Herkunft, Gender, Sexualität, einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung, gesellschaftlicher und/oder finanzieller Situation oder etwaiger anderer Gründe diskriminiert oder ausgeschlossen werden.  

Herausforderung bedeutet für ihn: Wir brauchen eine zeitgerechte Bildung, die uns auf die Zukunft vorbereitet. Wir müssen weg von der Spaltung in Arm und Reich und einer Klassengesellschaft. Jetzt brauchen wir ein gesellschaftliches Umdenken, einen Wandel im Umgang mit den Ressourcen und den Menschen.  

 

„Ja, ich will einen Beitrag zu Veränderungen leisten.“  

Julius (17 Jahre) gehört zu den Fridays-for-Future-Aktivisten der ersten Stunde; er engagierte sich sowohl in seiner Heimatstadt Kassel als auch auf Landesebene und später auch auf Bundesebene. Nach anderthalb, intensiven Jahren in der Rolle als Bundesdelegierter war der Zeitpunkt für eine Pause gekommen. Nicht aus Frust, sondern aus der Einsicht, dass die Mitwirkung in Organisationsteams und Auftritte bei Podiumsdiskussionen neben der Schule Zeit und Kraft kosten.  

Sein Wunsch, etwas zu verändern, ist dabei ungebrochen groß. „Viele aus meiner Generation sind bereit, sich aktiv einzubringen, auch politisch. Ich glaube, dass jeder vor allem in seinem Umfeld zu einer großen Veränderung beitragen kann. Und ich kann als Einzelperson eine gewisse Wirkung auf mein Umfeld haben. Jugendbeteiligung kann funktionieren, wenn wir die Chance zum Mitgestalten bekommen. Es ist wichtig, dass wir ernst genommen und bei Entscheidungen mitbestimmen können. Ein bloßes Anhörungsrecht reicht nicht.“ 

Parallel engagiert sich Julius seit der fünften Klasse auch in der Schüler*innenvertretung; bereits in der sechsten Klasse war er stellvertretender Schülersprecher. Seit 2021 ist er im Vorstand der Landesschüler*innenvertretung Hessen und leitet den Fachausschuss für Soziale Teilhabe. „Ich möchte anderen eine Stimme geben und dafür sorgen, dass sie gehört werden.“  

Julius hat für sich die Herausforderungen der Generation Z angenommen. Er möchte antworten können, wenn er später gefragt wird, was er persönlich für die Gesellschaft und für den Klimaschutz getan hat. Dabei verspürt er einen enormen Leistungsdruck: „Wir sind eine der ersten Generationen, die etwas erreichen können; wir sind aber nicht darauf vorbereitet.“   

 

Name: Sahin Wißlicen  

Geburtsjahr: 2002  

Lebt in: Mainleus (Landkreis Kulmbach) und Nürnberg 

Findet wichtig: Es sollte weniger Egoismus in der Gesellschaft geben; mehr Menschen sollten mit Freude einen kleinen Beitrag für alle leisten. Besonders Loyalität, ein respektvolles sowie nichtdiskriminierendes Verhalten gegenüber anderen spielen da eine besondere Rolle. 

Seine nächste Herausforderung wird sein: Die Ausbildung beim Zoll erfolgreich abzuschließen. Nebenbei viel zu reisen, um etwas von der Welt zu sehen.  

 

„Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist wichtiger denn je.“  

Im Gespräch mit Sahin wird schnell klar: Alle Themenbereiche, für die sich der Neunzehnjährige seit etlichen Jahren in seinem Heimatort einsetzt, sind für ihn eine Herzensangelegenheit. Hilfsbereitschaft steht über Allem. „Es hat mir von klein auf riesigen Spaß gemacht mit Menschen zusammenzuarbeiten oder Kindern und Jugendlichen zu helfen. Man lernt voneinander und kann gleichzeitig etwas weitergeben. Das erfüllt mich.“  

Angefangen hat es in der Kirchengemeinde, in der er immer noch als Lektor und Helfer beim Kindergottesdienst engagiert ist. Später kam dann das Engagement als stellvertretender Jugendwart bei der Freiwilligen Feuerwehr hinzu. In seiner Heimatgemeinde leitet Sahin auch eine lokale Jugendgruppe, die sich im Rahmen der Offenen Jugendarbeit für die Ortsentwicklung einsetzt.  

Die Aktivitäten sind vielfältig: Organisation von Freizeitangeboten und Veranstaltungen, Aufbau und Betrieb eines Jugendtreffs, Graffiti-Workshop. Eben das, was ad hoc wichtig ist. Besonders freut sich Sahin auf eine mit der Arbeiterwohlfahrt angedachten Aktion, bei der Jung und Alt an einen Tisch kommen, um Hemmschwellen mit Technik und Digitalisierung abzubauen. Der Draht zur Gemeindeverwaltung und zum Bürgermeister ist stets gut, die Wege sind kurz. „Wir sind mit unseren Ideen immer auf ein offenes Ohr gestoßen. Wir werden ernst genommen mit unseren Ideen. Und es führt zu was.“  

Da verwundert es auch nicht, dass Sahin als Schülersprecher in der zwölften Klasse von der Adalbert-Raps-Schule für sein außergewöhnliches soziales Engagement ausgezeichnet wurde, als er nach Lösungen für mehr Miteinander in Corona-Zeiten suchte zum Nutzen der Schüler*innen und der Lehrerkräfte. Sahin ist seit kurzem auch politisch aktiv. „Ich finde es wichtig, dass man sich politisch interessiert, denn es geht jeden etwas an. Es ist eine große Chance und ein großes Glück, dass wir in Deutschland eine Demokratie haben.“ 

Gegenwärtig steckt Sahin in der Berufsausbildung, wohnt in Nürnberg, noch knapp ein Jahr bis zum Abschluss. Ob er seinen Heimatort vermisst? Ja. Auch wenn er es so nicht sagt. Und später einmal dort leben? Keine so abwegige Option für Sahin. „Wenn es sich beruflich vereinbaren lässt, würde ich sehr gerne wieder dort leben, wo ich aufgewachsen bin, wo mein soziales und familiäres Umfeld ist.“ 

Fotos: privat

 

Diesen Beitrag können Sie auch im cima.direkt-Magazin, Ausgabe 02 /2022, mit vielen weiteren interessanten Artikeln zum Schwerpunkt-Thema „YZ – JUGEND ALS STADTGESTALTER“ lesen. Schauen Sie doch einfach mal vorbei unter

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