Ladenstory
Um eine digitale Präsenz kommen stationäre Händler nicht herum. Sie brauchen mindestens ein Schaufenster im Netz. Im Gespräch mit YVONNE STRASBURGER vom Bio-Markt Terra Verde in Bad Homburg erfahren wir, wie ihr Laden im Internet und im digitalen Umfeld aufgestellt ist.
Diese Ladenstory erschien bei Prandible-Digitale Schule für Händler in Kooperation mit Buy Local und wurde geführt von EVA GANCARZ, cima.digital.
Wie ist Dein Laden im Internet und im digitalen Umfeld aufgestellt und inwieweit benutzt ihr Social Media?
Vor Social Media habe ich mich lange Zeit gesträubt. Aber tatsächlich habe ich mich dann doch geöffnet und festgestellt, dass man über Facebook unheimlich viel steuern und auch Inhalte transportieren kann. Ich teile Inhalte und will den Leuten erklären, warum ich in meinem Geschäft Bio-Produkte anbiete und was das Nachhaltige an uns ist. Tatsächlich kriegt man diese Botschaft mit Facebook transportiert.
Über Facebook bewerbe ich unsere Veranstaltungen. Das ist viel fortschrittlicher als wenn ich es nur im Internet bewerben würde oder in der Zeitung. Auf Facebook erreiche ich eine neue Zielgruppe: Es sind vor allem Familien mit Kindern, die anfangen, sich mit Bio-Produkten zu ernähren. Und da kann ich natürlich auf die Veranstaltung hinweisen, vielleicht ein kleines Video drehen – das kommt dann gut. Auf Facebook kann ich tiefergehen in der Botschaft. Nachhaltigkeitsthemen und alles was mit Plastik und Co. zusammenhängt, kommen als Themen gut an. Ich hätte auch niemals gedacht, wie viele Geschichten wir hier zu erzählen haben. Der nächste Schritt wird dann Instagram sein.
Inwieweit vertretet ihr den lokalen Gedanken und versteht euch als Mitglied von Buy Local?
Zum einen wollen wir uns als Händler hier vor Ort engagieren und für unsere Kunden da sein, die natürlich auch aus Bad Homburg und Umgebung kommen. Wir arbeiten natürlich soweit wie möglich mit regionalen Landwirten zusammen. Während die großen Mitbewerber ihre Bio-Ware aus dem Ausland beziehen, arbeiten wir mit kleineren lokalen Betrieben zusammen. Dadurch können wir auch ganz anders agieren und zusammen auf Veranstaltungen wie Stadt- oder Kinderfesten präsent sein.
Spürt ihr auch bei euch, dass durch die Digitalisierung Kunden ins Internet abwandern?
Doch doch. Insbesondere Einzelhändler aus dem Textilbereich und weitere Schuhhändler haben es auch hier am Standort Bad Homburg nicht leicht und stellen einen Frequenzrückgang fest. Wir haben da noch Glück mit Lebensmitteln, denn jeder Mensch muss täglich essen und will bei Hunger jetzt was essen und nicht erst morgen oder übermorgen.
Habt ihr einen eigenen Online-Shop oder verkauft ihr über eine Plattform?
Im Momente verkaufen wir nicht online und haben es auch erstmal nicht vor. Die Lieferung nach Hause wird nachgefragt und punktuell bieten wir diese Lieferung auch schon an. Ich beobachte natürlich auch, wie andere Städte oder andere Biomärkte mit dem Trend umgehen. In der Nachbarstadt Friedrichsdorf beispielsweise arbeiten mehrere Läden bereits zusammen und teilen sich bei Online-Bestellungen den Versand.
Was empfiehlst du Einzelhändlern, die einen neuen Laden aufmachen?
In erster Linie sollten sich die jungen Einzelhändler vernetzen und sich in ihrer Szene umhören. Die echten inhabergeführten Geschäfte sind doch recht überschaubar. Da ist es umso wichtiger, sich persönlich kennenzulernen. Die Kollegen beantworten viele Fragen, auch in anderen Städten aus der gleichen Branche müssen Einzelhändler zusammen handeln. Es gibt verschiedene Erfahrungsaustauschgruppen. Aber auch in Facebook haben wir so geschlossene Gruppen, in denen wir uns vernetzen. Da bin ich auch mit einem Bioladeninhaber in Südtirol in Kontakt und da tauschen wir uns einfach aus: Einer bietet Kochkurse für seine Kunden an, der andere organisiert Veranstaltungen für Kinder oder so. Da sind immer tolle kreative Ideen dabei.
Außerdem würde ich Einzelhändlern Messen empfehlen. Insbesondere auf kleineren Messen trifft man die echten inhabergeführten Einzelhändler, wo ein intensiver Austausch stattfindet.
Was ich vielleicht zu spät gemacht habe, ist, dass ich nicht von Beginn an im lokalen Gewerbeverein angemeldet war. Dort bin ich jetzt seit drei, vier Jahren und bin überrascht, dass es doch sehr viel bringt. Zum Beispiel arbeitet man dann auch mit einem Einzelhändler aus einer völlig anderen Branche zusammen und organisiert ein Straßenfest zusammen. So etwas kommt auch gut an.
Und dann Buy Local. Das war auch eine totale Entdeckung. Bei Buy Local geht es darum, dass inhabergeführte Einzelhändler vor Ort hervorgehoben werden. Dem Händler wird ein Gesicht gegeben und gefragt, wer überhaupt hinter dem Laden steckt.
Was möchtest Du den Lesern mit auf den Weg geben?
Seid kreativ! Wir alle haben kein großes Budget für Werbung und müssen uns gegen die große Konkurrenz stationär wie im Internet wehren. Wichtig ist auch, dass man in den zahlreichen Kundengesprächen direktes Feedback erhält und seine Botschaft nach außen vermittelt. Das kann man dann auch über Facebook oder YouTube transportieren.
Vielen lieben Dank für das Interview und dass du mit so viel Leidenschaft und Herz deinen Laden führst.
Bio-Markt Terra Verde
- Bio-zertifizierter Laden
- eröffnet 2005 in Bad Homburg
- 700 qm, 25 Mitarbeiter
- täglich Mittagstisch
- zwei weitere Märkte im Rhein-Main-Gebiet
- www.terraverde.bio
Kontakt EVA GANCARZ
DigitalisierungGemeinsam OnlineStationärer Handel