Lokale Ausrichtung des eBay-Marktplatzes in UK
Was mit „Mönchengladbach bei eBay“ in Deutschland eher schnell gestrickt daher kam und mehr oder weniger nur eine Landing-Page des lokalen Handels war, wird nun in Großbritannien konkreter: eBay will mehr online-lokale Relevanz über seinen Marktplatz erzeugen. Wenn mit der britischen eBay-Local-Lösung nicht nur private Händler angesprochen werden, könnte es der Game-Changer im Local Commerce werden.
Neu sind die lokalen Bestrebungen von eBay nicht. Schon zu John Donahoes Zeiten als CEO („In Zukunft wird zwischen Offline- und Online-Handel kein Unterschied mehr gemacht.“) stellte eBay Weichen für eine stärkere Integration des stationären Handels in das Ökosystem eBay. Und auch der ehemalige eBay-Deutschland-Chef Stephan Zoll sah in den Online-offline-Brücken ein lohnendes Wachstumsfeld: „Die Zusammenarbeit mit dem stationären Handel bedeutet eine Win-Win-Situation für alle“, sagte er gegenüber ChannelPartner.
Seien es also die Akquisition des Unternehmens Milo 2010, das US-amerikanischen Brick-and-Mortar-Händlern half Warenbestände zu digitalisieren, die Einführung von Click & Collect hierzulande 2014 oder die Einverleibung des Same-day-Delivery-Pioniers Shutl im Jahre 2013 – alles deutet darauf hin, dass sich eBay im Vergleich zu Amazon (und Google) als der stärkere Partner des lokalen Handels in Stellung bringen möchte. Zumal sich der Konzern nach der vermeintlichen Schieflage vor gut zwei Jahren und der letztlich positiv bewerteten Trennung von PayPal wieder im Aufwind befindet.
Mit dem Piloten „Mönchengladbach bei Ebay“ und dem Wettbewerb „Die digitale Stadt“ versuchte man hierzulande noch die PR-Klaviatur zu spielen, in Großbritannien macht eBay rein softwareseitig nun aber ernst in Sachen Local Commerce – auch wenn eBay Local sich in diesem Fall vornehmlich an nicht-gewerbliche Verkäufer richtet und mehr oder weniger als aufgemotztes eBay Kleinanzeigen daherkommt. Kernstück aber ist die lokale Produktsuchmaschine unter www.ebay.co.uk/local/, die sich sicherlich ohne Weiteres auch auf die gewerblichen stationären Händler bei eBay ausweiten lässt.
Man kann Produkte von Verkäufern in der Umgebung suchen, sich die Ware taggleich liefern lassen oder per Click & Collect abholen. Die Produktsuche nach Postleitzahl ist zwar auch im deutschsprachigen Raum installiert, hat hier aber noch Look & Feel der 3-2-1-Meins-Vergangenheit und ist offenbar bereits deaktiviert. Ein noch dazu witzig gemachtes Video unterstreicht die gehobenen Frontend-Ansprüche bei Ebay:
Natürlich bleibt die Frage, inwieweit dieser Schritt auch negative Auswirkungen auf eBay-Händler im lokalen Kontext haben könnte: Wie wirkt sich etwa die physische Nähe auf das Bewertungsverhalten der Kunden aus? Anonyme Internethändler haben – sofern sie ihren Job gut gemacht haben – immer ein schnelles „Tolles Produkt, pünktliche Lieferung. Gerne wieder!“ bekommen. Aber wie sieht es aus, wenn Click & Collect-Kunden durch mangelhaft geschultes oder übel gelauntes Personal ihre Kundenreise verdorben bekommen? Und man könnte erst recht fragen, erhöht die lokale Ausrichtung überhaupt die lokalen Verkäufe eines stationär verankerten eBay-Händlers? Mönchengladbach hat uns ja gezeigt, dass dies nicht zutrifft bzw. RoPo-Effekte weniger stark waren als erhofft.
Macht sich eBay interessanter für den lokalen Handel?
Der Ausbau von eBay Local ist aus Sicht eines Verfechters des Local-Commerce-Gedankens zu begrüßen. Der Erfolg wird allerdings davon abhängen, ob sich lokale Händlergemeinschaften resp. Einzelhandelsstandorte als Bundle im Teil-Ökosystem eBay Local präsentieren können. Nur durch eine zusätzliche Begleitung und Moderation im Sinne des digitalen Dachmarketings gelingt der Schritt von eBay zum wirklich starken Partner für Stadt und Handel.
Klar ist auch, geht eBay Local in der nun in UK vorgelegten Version in Deutschland an den Start und richtet der US-Konzern sein Augenmerk auf stationäre Händler, müssen sich vor allem Locafox bzw. Simply Local warm anziehen. Die Reichweite von eBay bremst jeden Infrastrukturgeber aus, wenn er die Anbindung von lokalen Händlern nur als technische Maßnahme und nicht als digitale Transformation in einer Stadt begreift.
Dass sich eBay mit dem Programm eBay Plus derzeit auch als Anbieter von freiem WLAN in deutschen Städten positioniert, könnte ein weiteres Indiz sein, dass es dem Konzern um die Hoheit im Local Commerce geht. Allerdings bleibt zu fragen, wieso eBay solange gebraucht hat, die Produktsuchergebnisse auf einer Map zu visualisieren.
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