Kategorien
cima.MITTENDRIN Interview

Regionalvermarktung: Knolle sucht Kochtopf

 

Nachhaltiger, fairer, gesünder: Die Nachfrage nach Produkten aus der Region wächst und Regionalvermarktung wird zu einer vielversprechenden Perspektive für den ländlichen Raum. In 2019/2020 unterstützte die cima. die „LAG Storchenland Prignitz“ bei der LEADER-geförderten Entwicklung eines Regionalvermarktungskonzeptes. Viele Agierende aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Tourismus und Kultur beteiligten sich bei Workshops und Umfragen. Die Entwicklung von Vermarktungsstrategie und -maßnahmen wurden so zu einem echten Gemeinschaftsprojekt.

Nun ein Fazit nach einem Jahr Umsetzung. Ich spreche mit SUSANNE DOROW und MARGRET VOELKEL, Regionalmanagerinnen der LAG Storchenland Prignitz sowie mit MIKE LASKEWITZ, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz e.V. und PATRICK GIESSEL, Projektleiter für regionale Produkte und deren Vermarktung beim Tourismusverband Prignitz e.V.


Im März 2020 stand das Regionalvermarktungskonzept Prignitz: Was passierte danach als erstes?

DOROW: Knapp vor dem ersten Lockdown konnten wir unsere Auftaktveranstaltung durchführen. Unter dem Titel „Knolle sucht Kochtopf – Prignitzer Forum der Regionalvermarktung“ hatten wir regionale Erzeuger, Gastronomen, Tourismusakteure und Interessierte eingeladen: Die cima hat dort das fertige Konzept vorgestellt, es wurde fleißig genetzwerkt und Produkte von hier wie Leberwurst, Säfte oder Honigschnaps verkostet. Die Veranstaltung kam sehr gut an und die Motivation, das Thema gemeinsam voranzutreiben war deutlich spürbar. Besonders groß war die Freude, als der Landkreis dann verkündete, auf Basis des Konzeptes eine Kümmerer-Stelle beim Tourismusverband zu unterstützen. Seither ist Patrick Gießel Ansprechpartner.

GIESSEL: Das Format „Knolle sucht Kochtopf“ haben wir in 2021 wiederholt – natürlich digital, aber mit nicht weniger Erfolg: Neun regionale Erzeuger haben Gastgeber und Gastronomen ihre Produkte vorgestellt. Diese Branchen mehr zu vernetzen, ist auch eines der wichtigsten im Konzept formulierten Ziele. Im Anschluss kam ein intensiver Austausch zustande. Auch die Erzeuger fanden zueinander: So bahnte sich z.B. eine Kooperation zwischen dem Sternhof aus Rohrlack, wo regionale Kräuter und Gewürze hergestellt werden, und der GANS Feinbrand Manufaktur aus Groß Pankow an. Umgesetzt haben wir das Format mit der Regionalinitiative Prignitz-Ruppin e.V., die im Nachbarlandkreis Ostprignitz-Ruppin bereits regionale Produkte vermarktet. Dort sind wir auch im Vorstand mit aktiv und haben eine gegenseitige Mitgliedschaft vereinbart.

VOELKEL: Die Regionalinitiative Prignitz-Ruppin e.V. war von Anfang an – schon bei der Erarbeitung des Konzeptes – mit dabei. Da die (Reise-)Region Prignitz grundsätzlich Teile beider Landkreise umfasst, machte es Sinn, sich frühzeitig zusammenzutun: Denn das bedeutet ein schlüssigeres Marketing unter dem Prignitz-Begriff nach außen sowie natürlich eine größere Produktvielfalt für beide Seiten.

GIESSEL: Zusammen mit der Regionalinitiative Prignitz-Ruppin haben wir auch den „Einkaufswegweiser Prignitz-Ruppin – Das Gute in unserer Region“ neu aufgelegt und um Anbieter aus dem Landkreis Prignitz erweitert:  Hier wird die Vielfalt an Erzeugern und auch Gastronomen und Gastgebern mit Produkten und Gerichten von hier auf einen Blick sichtbar für die gesamte Reiseregion. Auch waren wir im Herbst 2020 bei „Gemeinsam am Tisch“ dabei. Dabei treffen sich Gastronomen und Erzeuger, Lokalpolitiker und Vertreter aus Tourismus und Wirtschaft zum gemeinsamen Essen und Austauschen. Gemeinsam wollen wir nun noch mehr Maßnahmen aus dem cima-Konzept umsetzen und entwickeln darüber hinaus noch weitere Ideen.

Was planen Sie jetzt?

LASKEWITZ: Ganz neu ist zum Beispiel unsere Regionalkiste „LieblingsRegionPrignitz“, die wir gemeinsam mit der Vormark Kochkultur GmbH entwickelt haben: In der Box stecken je nach gewählter Größe bis zu 25 hochwertige Produkte aus der Region – von „Prignitz-Klassikern“ bis hin zu Neuentdeckungen. Auch die Kiste selbst wurde in der Prignitz hergestellt – damit ist sie durch und durch regional.

Zudem schwebt uns ein intensiver Online-Handel vor. Über einen Webshop könnten die Prignitzer Produkte dann von überall aus bestellt werden. Aus einer Lagerhalle heraus würden die Produkte dann versandt. Insbesondere Touristen interessieren sich für Regionales als Aushängeschilder ihrer Urlaubsregion. Sie wollen wir damit locken: Sie möchten Produkte probieren und dann sehen, wo sie entstehen.

Aber auch die Prignitzer wollen wir für die einheimischen Produkte sensibilisieren – damit sie bewusster einkaufen und die kleinteilige Wirtschaft vor der eigenen Haustür unterstützen. Außerdem planen wir einen Imagefilm von jedem Erzeuger und Hofladen und eine Fotoserie zu unseren tollen regionalen Produkten – damit möglichst viele Menschen von hier und außerhalb auf den Geschmack der Prignitz kommen. Langfristig gesehen möchten wir auch eine Regionalmarke für die Prignitz schaffen.

Vielen Dank für das Gespräch!


Kontakt

LAG Storchenland Prignitz, info@leader-prignitz.eu

Tourismusverband Prignitz e.V., giessel@dieprignitz.de


Foto: (v.l.) Susanne Dorow, Mike Laskewitz, Margret Voelkel, Patrick Giessel; Quelle: Tourismusverband Prignitz e. V. 

 

Ländlicher RaumMarketingNachhaltigkeitNahversorgungRegionalentwicklung

Autor*in

Janne Borchers

cima // Beraterin Stadt- und Regionalmarketing

Weitere Beiträge von Janne Borchers