Transformation unserer Innenstädte: Aufbruch in eine vielversprechende Zukunft!
Innenstädte sind das Herzstück unserer Städte. Doch das Herz krankt vielerorts. Historisch gesehen waren Innenstädte hauptsächlich Handelszentren. Mit der Verlagerung von Geschäften in Einkaufs-/Fachmarktzentren außerhalb der Innenstädte und noch viel mehr mit dem Aufkommen und der wachsenden Bedeutung des Online-Handels haben sich die Prioritäten dramatisch geändert. Der Herzrhythmus stolpert immer öfter. Aber: Innenstädte sind wie lebendige Organismen, die sich ständig verändern und anpassen. Evolution und Erneuerung, wenn man so will. Seit einigen Jahren erleben wir eine nie dagewesene Transformation unserer Innenstädte, die von einem umfassenderen Innenstadtbild, kreativen Ideen, technologischen Fortschritten und einem neuen Bewusstsein für Nachhaltigkeit geprägt ist.
Die Stadt im Wandel: Von der Einkaufsmeile zum multifunktionalen Raum
Innenstädte werden zukünftig nicht mehr vorwiegend Orte des Handels sein. Sie werden zu multifunktionalen Begegnungsräumen für Einheimische und Besuchende gleichermaßen. Sie werden zu grünen Oasen, die zum Verweilen einladen. Sie werden zu Ruheinseln inmitten des hektischen Alltags. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, verschiedenste Tätigkeiten innerhalb kürzester Distanz zu erledigen. Die Menschen sehnen sich nach einem Ort, an dem sie zwar weiterhin konsumieren, aber auch arbeiten, wohnen, entspannen, sich treffen und kulturelle Erlebnisse genießen können. Die neuen Innenstädte können all das bieten!
Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Zukunft
Eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel. Dies betrifft auch unsere Innenstädte. Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Leitprinzip der laufenden Transformation. Sie darf nicht als Verzicht, sondern muss als Chance für eine lebenswerte Zukunft verstanden werden! Grüne Visionen schaffen lebenswerte Städte. Begrünte Dächer, vertikale Gärten und urbane Landwirtschaft tragen dazu bei, die Biodiversität zu fördern und das städtische Mikroklima zu regulieren. Gezielte Verschattung hilft, Hitzestaus im Sommer zu vermeiden. Städte setzen zudem verstärkt auf moderne Mobilitätskonzepte. Eine effiziente Vernetzung der Verkehrsträger mit der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und einem Ausbau von Fahrradwegen sind das Gebot der Stunde. Es gilt den Pkw-Verkehr intelligent zu reduzieren, den CO2-Ausstoß zu minimieren und die Luftqualität zu verbessern.
Viele Städte haben die Zeichen der Zeit erkannt und ändern ihre Fahrtrichtung. So hat sich z.B. die Stadt Nürnberg ehrgeizige Ziele gesetzt, um die Stadt grüner und nachhaltiger zu gestalten. Mit Projekten wie der Umwandlung von ehemaligen Industrieflächen in öffentliche Parks, dem Ausbau des Fahrradwegenetzes und der Förderung von Elektromobilität setzt Nürnberg Maßstäbe für eine umweltbewusste Stadtentwicklung.
Öffentliche Räume im Fokus: Mehr Aufenthaltsqualität für alle
Der Umbau unserer Innenstädte umfasst eine Vielzahl unterschiedlichster Maßnahmen und Projekten. Eine der bekanntesten und beliebtesten ist die Umgestaltung von Straßen und Plätzen. Dies kann z.B. die umfassende Modernisierung von Fußgängerzonen oder auch die Reduzierung von Autoverkehr beinhalten. Eine attraktive, zeitgemäß gestaltete Fußgängerzone, gesäumt von Cafés, Geschäften und Ruhe- und Grünflächen, lädt die Menschen dazu ein, die Innenstadt zu erkunden und das urbane Leben zu genießen. Ein Beispiel hierfür ist u.a. die Stadt Würzburg. Die historische Altstadt von Würzburg hat nicht nur eine reiche kulturelle Geschichte, sondern auch eine lebendige Gegenwart. Durch die Schaffung von Fußgängerzonen und die Renaturierung von Uferpromenaden am Main wurde die Innenstadt zu einem einladenden Ort für Bewohner*innen und Besucher*innen gleichermaßen. Oder auch Isny im Allgäu. Dort wurde kürzlich nach langer Debatte und umfassenden Befragungen der dortige Marktplatz verkehrsfrei gestaltet. Die Rückmeldungen sind fast durchwegs positiv. Ziel hier wie auch andernorts ist es, den öffentlichen Raum wieder den Menschen zurückzugeben und ihn attraktiver und lebenswerter zu machen.
Neue Nutzungsideen für alte Gebäude
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim laufenden Transformationsprozess ist die Revitalisierung von leerstehenden oder mindergenutzten Gebäuden. Anstatt sie verfallen zu lassen, werden sie vielerorts renoviert und für neue Zwecke genutzt. Alte Lagerhäuser werden zu Loftwohnungen, verlassene Fabriken zu kreativen Büros und ehemalige Kirchen zu Kunstgalerien umgebaut. In größeren Städten steht vielerorts die Umnutzung ehemaliger Galeria-Kaufhäuser an. Lünen hat dies bereits geschafft. Dort wurde das ehemalige Hertie-Kaufhaus am Rathaus zu einer modernen Mixed-use-Immobilie umgebaut. Ein Positivbeispiel und mögliches Vorbild für weitere Städte. Zu beachten ist jedoch, dass jede Stadt und jede Kaufhaus-Immobilie ihren eigenen Charakter haben. Individuelle, auf die Gesamtsituation abgestimmte Nachnutzungskonzepte sind gefragt! Aber zukunftsgerichteter Umbau ist möglich und sollte aktiv angegangen werden.
Kunst und Kultur als Impulsgeber
Auch die Förderung von Kunst und Kultur spielt eine große Rolle beim Umbau von Innenstädten. Durch die Schaffung von Kulturzentren, Galerien und Veranstaltungsräumen wird das kreative Potenzial einer Stadt gefördert und gleichzeitig das kulturelle Angebot für Einheimische wie Besuchende erweitert. Ein weiterer wichtiger Baustein also, um Innenstädte zu Orten der Begegnung und des Verweilens umzugestalten. Leipzig z.B. setzt ganz gezielt auf die Kreativität und das Engagement ihrer Bewohner*innen. Durch Projekte wie die Umnutzung von Leerständen zu kreativen Werkstätten und kulturellen Treffpunkten sowie die Förderung von Kunst- und Kulturinitiativen hat die Stadt eine lebendige und vielfältige Innenstadt geschaffen, die nicht nur von ihren Bürger*innen geliebt und gelebt wird.
Technologie als Schlüssel für die smarte Stadt
Technologische Innovationen können eine entscheidende Rolle bei der Transformation unserer Innenstädte spielen. Seien es digitale Plattformen zur Interaktion mit den Bewohner*innen, digitale Zwillinge, die u.a. Planungsprozesse veranschaulichen und vereinfachen können, aber auch ein Informationspool für die Angebote einer Stadt sein können. Intelligente, KI-gestützte Verkehrsleitsysteme, smarte Beleuchtungssysteme etc. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Smarte Lösungen können dazu beitragen, Städte effizienter, sicherer und benutzerfreundlicher zu gestalten. Mit Hilfe von Big Data und künstlicher Intelligenz können Städte ihre Ressourcen besser verwalten und maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Bedürfnisse ihrer Bewohner*innen entwickeln. München ist ein herausragendes Beispiel für die Nutzung von Technologie zur Verbesserung der Lebensqualität in der Innenstadt. Mit einem ausgeklügelten öffentlichen Verkehrssystem, das durch moderne Informationstechnologie gesteuert wird, sowie einer Vielzahl von Apps und Online-Plattformen für Bürgerbeteiligung und -information hat München eine Vorreiterrolle in der Smart-City-Bewegung eingenommen.
Partizipation als Grundlage nachhaltiger Transformation
Damit sind wir auch schon bei einem weiteren wesentlichen Aspekt. Die Transformation unserer Innenstädte kann nur dann gelingen, wenn die Nutzenden einbezogen und aktiv beteiligt werden. Partizipation und die Möglichkeit zur Mitgestaltung sind das Gebot der Stunde. Bürgerinitiativen und partizipative Planungsprozesse ermöglichen es den Menschen, ihre Ideen einzubringen und gemeinsam mit Expert*innen an der Gestaltung ihrer Stadt teilzuhaben. Gehen wir es also gemeinsam an. Genau dies hat beispielsweise die Stadt Ulm getan und nicht nur einen breit aufgestellten Innenstadtbeirat einberufen, sondern auch – konzipiert und moderiert von Expert*innen der cima München – die Meinungen, Anregungen und Wünsche unterschiedlichster Innenstadtakteur*innen einholen und mit einem breit angelegten, umsetzungsorientierten Innenstadtkonzept umfassend aufbereiten lassen. Schwarmintelligenz at it´s best! Zusammen gestalten wir Zukunft.
Fazit: Der Wandel als gemeinsame Chance
Die Transformation unserer Innenstädte ist ein vielschichtiger Prozess, der von Kreativität, Innovation und dem Streben nach einer nachhaltigen Zukunft geprägt ist. Der Umbau unserer Innenstädte ist die Antwort auf die sich wandelnden Bedürfnisse und Anforderungen der Gesellschaft und trägt zur Schaffung eines neuen, lebendigen, nachhaltigen und attraktiven Stadtraums bei. Nutzen wir die Chancen, die uns die notwendigen Veränderungen bieten. Die Zukunft unserer Innenstädte liegt in unseren Händen und die Zeit für Veränderung ist jetzt!

Herbert Brunner, Berater cima München
h.brunner@cima.deErster bundesweiter, zertifizierter Projektpool für Innenstadt, Handel und städtisches Leben
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