Verbrauchsausgaben im Einzelhandel – Sondereffekt Corona
Zur Berechnung des Kaufkraftpotenzials in einer Kommune oder einer Region insgesamt sowie in einzelnen Sortimentsbereichen sind die Verbrauchsausgaben im Einzelhandel die wesentliche Grundlage. Von Jahr zu Jahr ergeben sich meist leichte Veränderungen im Ausgabeverhalten der Konsument*innen, sowohl im Einzelhandel insgesamt als auch in einzelnen Sortimenten.
Auswirkungen der Pandemiefolgen
Seit Anfang 2020 wirkt sich die Corona-Pandemie mit ihren Folgen auf die Verbrauchsausgaben im Einzelhandel aus. Einige Gründe für wesentliche Veränderungen sind beispielsweise geschlossene oder zugangsbeschränkte Geschäfte und Gastronomie, Homeoffice sowie die weiter zunehmende Bedeutung des Online-Handels oder sonstige, der Sondersituation geschuldete, geänderte Prioritäten im Verbraucherverhalten.
Die cima verwendet für ihre Gutachten und Konzepte selbst errechnete Verbrauchsausgaben, die u. a. auf Daten des Statistischen Bundesamtes basieren. In der Regel werden – je nach Verfügbarkeit – jeweils Verbrauchsausgaben auf Basis der Vorjahresdaten verwendet. Diese Zahlen sind langjährig in der Beratungspraxis sowie von Seite der Behörden und Ämter anerkannt.
Beim Vergleich unserer aktuell verwendeten Verbrauchsausgaben mit Datenbasis 2019 und den Verbrauchsausgaben mit Datenbasis 2020 wird deutlich, dass durch die Ausnahmesituation der Corona-Pandemie z. T. erhebliche Veränderungen entstanden sind.
Sinkende Verbrauchsausgaben
Besonders deutlich wird dies an gesunkenen Verbrauchsausgaben in typischen Innenstadtsortimenten. Durch geschlossene Geschäfte bzw. Zugangsbeschränkungen sind die Einkäufe und somit auch die Verbrauchsausgaben erheblich zurückgegangen:
- Bekleidung/ Wäsche minus 24,6 Prozent*
- Schuhe/ Lederwaren minus 20,7 Prozent*
- Spielwaren/ Hobbybedarf minus 9,2 Prozent*.
Aktuell ist jedoch nicht davon auszugehen, dass sich die Verbrauchsausgaben bei Normalisierung der Gesamtlage weiterhin so deutlich negativ darstellen.
Steigende Verbrauchsausgaben
Auf der anderen Seite ist bei einigen Sortimentsgruppen ein erheblicher Anstieg der Verbrauchsausgaben zu beobachten. Ein Zuwachs von 6,3 Prozent* im Bereich Nahrungs- und Genussmittel ist u. a. neben einem veränderten Verbraucherverhalten unmittelbar zu Beginn der Krise auch darauf zurückführen, dass zahlreiche Gastronomiebetriebe und Kantinen flächendeckend lange geschlossen waren und auch das Homeoffice den Einkauf im Lebensmitteleinzelhandel indirekt gefördert hat.
In den Sortimenten Baumarktartikel, Pflanzen, Zooartikel sowie Sportartikel, Fahrräder sind Anstiege um 9,8 Prozent* bzw. 8,1 Prozent* zu verzeichnen. Auch dies lässt sich in erheblichem Umfang mit krisenausgelösten Sondereffekten begründen, wie z. B. durch Aufwertungen des Wohnumfeldes, denn viele Menschen verbrachten mehr Zeit in ihren Wohnungen/ Häusern und Gärten.
Im Einzelsortiment Fahrräder (ohne Sportartikel) ist gar eine Steigerung, um rund ein Drittel zu konstatieren. Hier hat die Corona-Pandemie einen bestehenden Trend verlängert bzw. weiter verstärkt. Vor allem der boomende Markt für E-Bikes hat hier für hohe Zunahmen gesorgt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich das Marktgeschehen in den kommenden Jahren wieder normalisiert, da es sich in weiten Teilen auch um vorgezogene Investitionen handeln dürfte.
Welche Zahlen werden aktuell als Grundlage verwendet?
Vor dem Hintergrund, dass es sich bei Aussagen zu Auswirkungsanalysen oder in Einzelhandelskonzepten in der Regel um prognostische, oft mehrjährige Betrachtungszeiträume handelt, verleitet eine Fokussierung auf die Verbrauchsausgaben aus der Corona-Zeit 2020 möglicherweise zu falschen Schlussfolgerungen. Die cima erwartet jedoch – wie auch andere Institutionen – nach Abklingen der akuten Pandemielage, nachlassenden Beschränkungen und der Normalisierung des Alltagslebens und trotz aufstrebendem Online-Handel eine gewisse Normalisierung und Angleichung des Verbraucherverhaltens an die vor der Pandemie zu verzeichnenden Konsummuster.
Die Zahlen auf Basis des Corona-Jahres 2020 sind als eindeutige Sondereffekte zu betrachten und zu bewerten. Deshalb erachtet die cima es bis zum Vorliegen aktuellerer und belastbarer Basisdaten als sinnvoll, zunächst die Verbrauchsausgaben mit Datengrundlage 2019 zu verwenden.
* Vergleich der cima-Verbrauchsausgaben vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie; Basis: Statistisches Bundesamt (Destatis) und eigene Berechnungen
Foto: Edeka
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